"Wohnzimmer in 65 Meter Höhe"

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12. August 2003 · Ford

Ford baut Autos. Aber nicht nur. Ford baut zum Beispiel auch Nist- und Brutkästen für Vögel, die vom Aussterben bedroht sind, und auf dem Ford-Werksgelände in Köln-Niehl eine Bleibe gefunden haben. Wie zum Beispiel das Wanderfalkenpaar, das einen etwa 130 Meter hohen Ford-Abluftkamin zu seinem „Wohnzimmer“ gemacht hat.

Auf einer Brüstung in 65 Meter Höhe haben Ford-Mitarbeiter ehrenamtlich einen überdachten Horst aus witterungsbeständigem Holz installiert, den die beiden Falken angenommen haben. Die Ford-Vogelschützer berücksichtigten dabei eine Eigenart der Wanderfalken, nämlich dass diese Tierart selbst keine Horste baut, sondern die Nester anderer Vögel nutzt. Der Nistplatz in luftiger Höhe wird regelmäßig kontrolliert. Und das bedeutet jedes Mal, fast 200 schmale Trittstufen senkrecht am Kamin bis in 65 Meter hochzuklettern, ausgerüstet wie Profibergsteiger - also mit Helm, Klettergeschirr, Sicherheitsleine. Ein Job für Konditionsstarke und Schwindelfreie. Oben am Horst angekommen, sehen die Vogelschützer, dass sie nichts sehen: Obwohl das Wanderfalken-Pärchen inzwischen seit fast zehn Jahren das künstliche Nest nutzt, hat sich bislang kein Nachwuchs eingestellt. An zu wenig Beute liegt es nicht. Wanderfalken ernähren sich fast ausschließlich von Vögeln wie Möwen und Tauben. Zur Beute der beiden „Ford“-Falken gehören somit auch die Stadt-Tauben, welche auf dem Werksgelände in Schlägen nisten, die ebenfalls ehrenamtliche Ford-Vogelschützer betreuen. Der Grund für den ausbleibenden Nachwuchs dürfte auf der anderen Rhein-Seite zu suchen sein, auf dem Gelände von Bayer Leverkusen. Dort lebt ebenfalls ein Wanderfalken-Paar. Dieses brütet regelmäßig Nachwuchs aus, und duldet keine Konkurrenz. Obwohl Wanderfalken lebenslang an ihrem Brutrevier festhalten, haben die Ford-Vogelschützer die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Im Herbst soll der „Ford“-Horst mit feinem Kies ausgekleidet werden, um ein weiteres Mal optimale Brutvoraussetzungen für die „Ford“-Falken zu schaffen. Nachwuchs wäre willkommen, denn Wanderfalken gelten in Deutschland immer noch als bestandsgefährdet. Als gefährdet gelten auch andere Vogelarten, die ebenfalls auf dem Kölner Ford-Gelände brüten, und zwar bevorzugt in künstlichen Baumhöhlen. Allen voran der Sperling, besser als Spatz bekannt. Der Sperling steht für Tierarten, die den Menschen einst vom Land in die Städte folgten und dort inzwischen kaum noch Brutplätze finden (Flächenversiegelung). Der Naturschutzbund (NABU) hat den Sperling daher zum „Vogel des Jahres 2002“ gekürt. Rund 30 Sperling-Paare leben auf dem Kölner Ford-Werksgelände – ausnahmslos in Nistkästen, die die ehrenamtlichen Ford-Vogelschützer in Laubbäumen angebracht haben. Auch Meisen und Baumläufer bevölkern die über 120 auf dem Werksgelände verteilten Nistkästen. Weniger Sorgen um die Bestandserhaltung müssen sich die Ford-Vogelschützer bei den Mehlschwalben machen, die ebenfalls auf dem Kölner Werksgelände brüten - und zwar in von Menschenhand geschaffenen halbkugelförmigen Kästen aus Holz-Beton, also aus einem naturnahen, witterungsbeständigen Mörtel-Holzspäne-Gemisch. Die „Ford“-Kolonie, bestehend aus über 100 Tieren, hat die künstlichen Nistplätze in etwa drei bis vier Meter Höhe direkt unter den Dächern von zwei Werkshallen bestens angenommen. Die Vögel mit dem mehlweißen Bauch und der blauschwarzen Oberseite brüten in der Regel zwei Mal pro Jahr bis zu sechs Eier aus. Den Winter verbringen die Insektenjäger bevorzugt im südlichen Afrika.